In einem Metall verarbeitenden Unternehmen mit ca. 400 Mitarbeitern wagten wir ein mutiges Experiment:
freie Ausgabe von Sicherheitsschuhen!
Gab es bis dahin einen Mitarbeiter im Ersatzteil-Magazin, der namentlich jede Schuh-Ausgabe kontrollierte, damit der Mitarbeiter nur das erlaubte Paar Schuhe pro Jahr entnehmen konnte, konnten nun alle Mitarbeiter Sicherheitsschuhe ohne Dokumentation aus einem Regal entnehmen.
Der Schuhlieferant kam zweimal wöchentlich, füllte das Regal auf und stellte der Firma den Verbrauch in Rechnung.
Bei 400 Mitarbeitern hätten so pro Halbjahr ca. 200 Schuhe entnommen werden dürfen.
Im 1. Halbjahr nach Start des Experiments wurden 500 Schuhe entnommen!
Was hätten Sie als verantwortliche Führungskraft gemacht?
Reflexartig antworten wir: „Dokumentation der Entnahmen“, oder „Kontrollierte Entnahme wieder einführen“, oder „Videoüberwachung.“
Reflexartig verfallen wir in alte Handlungsschemata.
Auf die einfachste Lösung kommen wenige: Zum Äußersten greifen, mit den Mitarbeitern reden!
Fragen Sie die Mitarbeiter, ob sie die vertrauensvolle Schuhentnahme besser finden, als die kontrollierte.
Fragen Sie die Mitarbeiter, welches System sie besser finden, das alte kontrollbasierte, oder das neue vertrauensbasierte.
Fragen Sie die Mitarbeiter, was die richtige Konsequenz aus dem dramatisch erhöhten Sicherheitsschuh-Verbrauch ist.
Fordern Sie die Mitarbeiter auf, „Vertrauen“ eine Chance zu geben.
Machen Sie deutlich, dass Sie nicht bereit sind, die Regeln für die 3% schlechte Mitarbeiter zu machen, sondern für die 97% gute Mitarbeiter.
Und machen Sie deutlich, dass Sie die Unterstützung der 97% guten Mitarbeiter brauchen, dass Vertrauen nicht mit Schuhen getreten wird.