
„Chefin, mir geht es nicht gut, kann ich heute Urlaub haben?“
„Chef, mein Kind ist krank, ich mache heute Homeoffice!“
„Wer führt in Ihrer Firma wen?“
Neulich wurde ich um Rat gefragt:
„Ich habe einen Mitarbeiter, der sich morgens oft telefonisch meldet mit den Worten: ‚Mein Kind ist krank, ich nehme zwei Tage Karenz.‘ Was kann ich als Führungskraft tun?“
Mir rutschte spontan „abmahnen“ heraus, aber das wollten die Teilnehmenden nicht hören. Ich empfahl, sich bewusst zu machen, dass hier Schubladen verwechselt werden.
Über „Karenz“, also das Melden einer eigenen Arbeitsunfähigkeit ohne ärztliches Attest, entscheiden die Mitarbeitenden. Die Aussage „ich nehme zwei Tage Karenz“ ist zulässig. Jedoch nicht mit dem Vorsatz „Mein Kind ist krank“.
Wenn eine Person die Schublade „Kind krank“ zieht, ist es die Entscheidung der Person, aber die Rechtsfolge ist eine andere, als bei einer Arbeitsunfähigkeitsmeldung der Person. „Mein Kind ist krank“ führt zur unbezahlten Freistellung und die Krankenkasse übernimmt ein Teil des Entgelts als Lohnersatzleistung. Bei der eigenen Arbeitsunfähigkeit werden 100% Lohnfortzahlung geleistet.
Tatsächlich handelt es sich um Betrug, wenn eine Person sich arbeitsunfähig meldet und es selbst nicht ist.
Sie, als Führungskraft, können sich das Leben leichter machen, wenn Sie genau auf die Schubladen achten. Testen Sie sich selbst:
Erster Anruf: „Chefin, mir geht es nicht gut, kann ich heute Urlaub haben?“
„Mir geht es nicht gut“, will eine Arbeitsunfähigkeit (A.U.) andeuten. A.U. ist die Schublade des Mitarbeiters. „Kann ich heute Urlaub haben?“, ist die Schublade der Führungskraft. Urlaub wird gewährt. Fragen Sie als Führungskraft, was der Anrufer will. „Willst Du Urlaub, oder bist Du arbeitsunfähig?“
Zweiter Anruf: „Chef, mein Kind ist krank, ich mache heute Homeoffice.“
Über „Kind krank“ entscheidet der Mitarbeitende, über Homeoffice entscheidet, wenn nichts anderes geregelt ist, der Vorgesetzte. Fragen Sie als Führungskraft, was der Anrufer will. „Ist das eine ‚Kind-krank-Meldung‘, oder willst Du heute Homeoffice machen?“
Sie können sich gerne nach den Wünschen Ihrer Mitarbeitenden richten, aber dafür sollen die Mitarbeitenden ihre Wünsche genau äußern.
Lassen Sie sich das Heft nicht aus der Hand nehmen.
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